Ende des 19. Jahrhunderts, als die Textilindustrie entlang des Flusses in vollem Gange war, reichte eine Gruppe von Industriellen und Bankiers aus der Region sowie aus mehreren deutschen Wollstädten einen Antrag auf Kauf eines revolutionären amerikanischen Patents für die Entfettung der Wolle mit Lösungsmitteln und nicht mehr wie damals in ganz Europa mit Wasser. Nach Erteilung des Patents beschloss diese Gruppe, 1899 die Gesellschaft zu gründen, bevor sie einen ortsansässigen Ingenieur, dessen Familiengeschichte seit dem 14. Jahrhundert mit der Wollindustrie verbunden ist, mit der Leitung zu betraute.
Im Jahr 1900 ließ das Unternehmen in der Nähe der Verpackungsgebäude eine große Fabrik errichten, in der der Feuchtigkeitsgehalt und die Qualität importierter Wollen bei ihrer Ankunft in der Stadt analysiert wurden. Die 1901 in Betrieb genommene Anlage bestand damals aus großen Lagerhallen sowie Tanks zur Behandlung der Wolle in Naphtha- oder Benzinbädern, damit die Fasern ihre Flexibilität und Elastizität behalten. Die Raffination der bei der Bearbeitung gewonnenen Farbe ermöglicht dann die Gewinnung von Lanolin, auch bekannt als "Wollwachs", ein Fett, das in der Zusammensetzung kosmetischer Produkte verwendet wird. Das System wird von fünf leistungsstarken amerikanischen Dampfmaschinen und vier Kohlekesseln angetrieben. Fünf Jahre nach ihrer Eröffnung verarbeitet die Fabrik zwischen 25 und 35 Tonnen Wolle pro Tag. Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Firma geschlossen wurde, konnte der Betrieb nur schwer wieder aufgenommen werden und das den Arbeitern auferlegte Arbeitstempo ließ eine hochwertige Entfettung nicht mehr zu. Außerdem werden die Preise für Lösungsmittel, Arbeit und Transport so hoch, dass die Behandlung vielen Unternehmen zu teuer erscheint. Die Firma wurde dann nur noch mit Spezialwollen beliefert, was leider nicht ausreicht, um das Unternehmen am Leben zu erhalten. Diese Schwierigkeiten motivieren den Vorstand zum Bau eines Karbonisierungsgebäudes, ein Verfahren, das die vollständige Eliminierung von Pflanzenfasern durch Reaktion bei hoher Temperatur mit Schwefelsäure ermöglicht, sowie ein Wollwaschhaus. Diese neuen Sektionen, die ab 1924 in Betrieb waren, ermöglichen es wieder zu florieren und so seine Fabrik zu modernisieren und mit einer großen Teerentfernungsanlage zu vervollständigen, die unter anderem die Beseitigung der Farbmarkierungen ermöglicht, die von den Züchtern auf das Fell der Schafe gemalt wurden. Dieses Verfahren erhöht daher den Ruf des Unternehmens auf weltweiter Ebene, insbesondere dank der International Woolen Federation. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen viele Textil- und Karbonisierungsbetriebe ihre Pforten und Anfang der 1950er Jahre gab es nur noch zwei Betriebe, die diese Behandlung zuließen.
1965 arbeitete das Unternehmen mit der Société Anonyme Extraction De Smet, einem Antwerpener Unternehmen, das auf die Herstellung von Kolonnen für die Extraktion von Pflanzenölen spezialisiert war, zusammen, um ein neues Verfahren zur Entfettung von Wolle mit Hexan zu entwickeln. Dieser Prozess erfordert eine tägliche Aufnahme von mindestens hundert Tonnen ölhaltiger Wolle, die hauptsächlich aus Kapstadt und Australien importiert wird. Allerdings tobt die ausländische Konkurrenz und die Branche gerät dann in große Schwierigkeiten. In den 1970er Jahren zog das Unternehmen näher an einen MItbewerber heran, mit dem es 1979 fusionierte und die Belegschaft von 200 auf 400 Mitarbeiter erhöhte. Aus der Fusion dieser beiden Unternehmen entstand eine Aktiengesellschaft, die ein Jahr später unter dem Anstoß des " Textilplans" in umbenannt wurde. Dieses Unternehmen wurde immer noch von der Familie S. geführt und wurde das letzte Wasch- und Karbonisierungsunternehmen in Westeuropa. Die jährlichen Produktionszahlen sind äußerst ermutigend: - Zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen gewaschene Wolle, - Zwischen 1.000 und 2.000 Tonnen karbonisierte Wolle.
Neben dem Hauptsitz verfügt das Unternehmen auch über eine Kaschmir-Produktionsstätte in Afghanistan. Die Wolle wird weltweit weiterverkauft und ist hauptsächlich für den Bettwarenbereich sowie im Bereich der Wärmedämmung bestimmt. Was die karbonisierten Fasern anbelangt, findet man sie hauptsächlich gemischt mit der Filz- und Bekleidungsindustrie.
Im Sommer des Jahres 2021 passiert hier doch etwas, keiner erwartet hatte. Auf Grund von langanhaltenden starken Regenfällen, stieg der kleine Fluss im Ort recht stark an. Die etwas weiter gelegene Talsperre setzte durch Fehlplanung und eine Beschädigung plötzlich eine Flutwelle in Gang die in 3 Sekunden ca. 190 Meter hinter sich ließ. Ergebnis war, dass die Umliegenden Dörfer und Städte stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das Wasser stand in den Gebieten teilweise bis zu 3,5 Meter an und in den Häusern. Es gab leider auch etliche Tote. Auch die Anlage der Wollwäscherei wurde im unteren Bereich durch die Flutwelle in Mitleidenschaft gezogen.
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