Die alte Gutshofanlage

Und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Für unsere Tour haben wir natürlich vorher lange und intensiv recherchiert, welche Orte wir anfahren können und wo es was zu sehen gibt. So auch hier. Bei den Vorinformationen konnten wir lesen, dass es sich um eine alte Gutsanlage handelt, die teilweise noch begehbar sein soll. Für das Haupthaus, sollte es im Dorf einen älteren Mann geben, der einen Schlüssel hat, und wenn man ihn nett fragt auch durchaus die Türen öffnet, um eine Begehung des Hauses zu tätigen. Als wir ankamen, sahen wir, dass die gesamte Anlage mit einem Bauzaun eingezäunt war. Das ganze war brav mit Vorhängeschlössern gesichtet und ein Hinweisschild wies auf Privateigentum hin ( Nun ja was auch sonst) . Obwohl wir uns hier nicht so fotografisch auslassen konnten wie wir eigentlich wollten, freuten wir uns aber, dass hier jemand in Gange war, das Objekt zu retten. Viele Dächer waren bereits neu gedeckt, was immer am wichtigsten ist, um die Nässe aus dem Haus zu halten. Auch waren schon einige Schornsteine erneuert worden, sowie Außenfassaden teilweise neu verputzt. Leider war auf der Anlage keiner zu sehen, den man hätte ansprechen können. Trotzdem konnte wir ein paar Bilder von der Anlage einfangen, die wir Euch heute zeigen möchten.

Geschichte:
Die barocke Gutsanlage wurde Anfang des 18 Jhs gegründet und basiert auf deutschen Wurzeln.
In der Achse der Anlage wurden spiegelbildlich zwei L-förmige Flügelgrundrisse angeordnet, die den Innenhof
vom Süden, Osten und Westen einschlossen. Der westliche und südwestliche Flügel sollten als Hinterhaus
dienen, der südöstliche Flügel war als Wagenschuppen und der östliche als Stall geplant. Als nördlicher
Abschluss war ein dreiflügeliges Gutshaus geplant. Dieses wurde nicht ausgeführt. Die Funktion des Gutshauses
übernahmen der West- und Südwestflügel, die miteinander orthogonal verbunden waren. 1728 wurde der in
dem letzteren Flügel gelegene Festsaal fertig gestellt. Der Ostflügel diente gemäß den ursprünglichen
Bauplanungen als Stall, und der mit ihm über ein Tor verbundene Südostflügel hatte die Funktion
eines Hinterhauses. Ende des 18. Jahrhunderts wurden an der Nordseite des Innenhofes zwei Taubenställe
in Form achteckiger Türme angebaut, die das Eingangstor zur Parkanlage flankierten.
An dem Zufahrtsweg von Süden wurden zwei lange Wirtschaftshäuser errichtet. In dieser Form
ist das Gutshaus bis in die heutige Zeit hinein erhalten geblieben
Die rechteckigen Flügel sind teilweise in Fachwerk und teilweise in Ziegelkonstruktion erbaut.
Mansarddächer wurden auf dem Erdgeschoss aufgesetzt.
Die Gutsanlage ist die früheste Umsetzung einer Barockresidenz im
französischen "entre cour et jardin" Stil. Sie entstand wahrscheinlich unter dem Einfluss der
damaligen sächsischen Architektur. Der von drei Seiten eingeschlossene "Cour d'honeur" (Ehrenhof)
ist verbunden mit der geometrisch geplanten Parkanlage im französischen Stil, deren Hauptachse
ursprünglich die Skulptur "Flora" abschloss.
Im Inneren des Gutshauses ist die historische Raumstruktur erhalten geblieben.
Die Kellerräume sind mit dem Tonnen- und Kreuzgratgewölbe abgeschlossen. Im Erdgeschoss
jedes Flügels sind zwei Raumfolgen und in der Mitte eine Diele angeordnet.
Den nördlichen Teil des Westflügels nimmt ein großer Saal mit einem alten Kamin ein.
Im Südwestflügel auf der westlichen Seite der Diele ist der mit barocken Wandmalereien
verzierter Festsaal gelegen. Ja, diesen hätten wir ja zu gern gesehen und auch fotografiert. Aber wenn dicht,
dann dicht. In der Mitte einer seiner Längswände wurde eine Empore für Orchester platziert.
Die Malereien sind in diesem Gebiet einmalig.
Im Jahre 1734 ging die Gutsanlage an neue Besitzer über. 1919 ein weiterer Besitzerwechel.
Durch eine Sanierung in den Jahren 1923-35 bekam die Fassade des Gutshauses ihr jetziges Aussehen.
Von 1936 bis 1945 gab es wieder neue Besitzer. Nach dem Krieg stand es einige Jahre leer, bis es ab
1952 durch die LPG genutzt wurde. Ab diesem Zeitpunkt verfiel das Gut nach und nach.
In den Jahren 1975-81 begann die Denkmalpflegerische Werkstätten seine Arbeiten an der
Aufwertung der Anlage. Es wurden u.a. Dächer beider Flügel des Gutshauses saniert und
im Festsaal die Wandmalereien konserviert. Das nach dem zweiten Weltkrieg zerstörte
Wirtschaftshaus an der westlichen Seite des Zufahrtsweges wurde wiederaufgebaut. Infolge dessen
Ist die Gutsanlage (bis auf den bisweilen nicht sanierten Ostflügel) in einem recht guten technischen
Zustand erhalten geblieben. Im Jahre 1993 wurde das Gut privatisiert und wird nach und nach weiter restauriert.

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