Die alte Grenzkontrollstelle

Dieser Spot war wie ein Lottospiel. Er ist so gut gesichert, dass wir zweimal dort waren und leider alles dicht war. Aber alle guten Dinge sind bekanntlich drei, bis wir durch Zufall einen Eingang fanden. Bei einem vierten Besuch war dieser auch wieder ordnungsgemäß verschlossen. 

Hierbei handelt es sich um eine Grenzabfertigungsanlage an einem ehemaligen Bahnhof.

Von einem Zeitzeugen bekamen wir den Hinweis, dass folgende Ansage im Zug ertönte als dieser den Bahnhof ansteuerte: "Werte Reisende, wir begrüßen sie in der Deutschen Demokratischen Republik. Reisende mit Reiseziel in der Deutschen Demokratischen Republik werden ersucht auszusteigen und sich zum Grenzabfertigungsgebäude zu begeben. Ich wiederhole: Reisende mit Reiseziel in der Deutschen Demokratischen Republik werden ersucht auszusteigen und sich zum Grenzabfertigungsgebäude zu begeben."

Der Bahnhof wurde am 1. Dezember 1886 eröffnet. Ursprünglich diente die Station ausschließlich dem Personenverkehr. Ab dem 1. Mai 1908 wurde der Bahnhof auch für den Güterverkehr genutzt und wurde mit einer Laderampe ausgerüstet. 

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Bahnstrecke durch die innerdeutsche Grenze geteilt. Auf östlicher Seite wurde eines der beiden Streckengleise als Reparation abgebaut; auch auf westdeutscher Seite entfernte man das zweite Streckengleis.

Der Verkehr im Bereich der Demarkationslinie war zunächst komplett unterbrochen, zumal auch die Brücken über den angrenzenden Kanal zerstört waren. Im Sommer 1946 wurde die Brücke wiederhergestellt, der Güterverkehr wurde jedoch erst am 27. August 1947 wieder aufgenommen. Vorerst verkehrten pro Tag und Richtung drei Durchgangsgüterzüge sowie bedarfsweise ein Nahgüterzug. Im Herbst des gleichen Jahres wurden zusätzliche Güterzüge vereinbart. Während der Berlin-Blockade 1948 nahm der Verkehr deutlich ab, kam jedoch nicht ganz zum Erliegen. Am 10. September 1949 wurde der Reisezugverkehr wieder aufgenommen, zunächst mit einem dampflokbespannten Zugpaar und einem Schnelltriebwagen

Nachdem 1952 der grenzüberschreitende Zugverkehr im Norden eingestellt worden war, verkehrten 1953 zehn Regel- und drei Bedarfsgüterzüge Richtung Westen sowie fünf Regel- und drei Bedarfsgüterzüge in Gegenrichtung. Im Jahre 1953 wurde am Bahnsteig 1 eine Baracke zur Transitabfertigung aufgestellt und ein zweites Gleis und ein Mittelbahnsteig eingerichtet; später folgten Gleis 3 und 4. 

Ab 1965 wurden auch Güterzüge im Transitverkehr von und nach West-Berlin über den Bahnhof geführt. Die Gleiskapazitäten reichten jedoch nicht aus, um Reise- und Güterzüge dort zu kontrollieren. Deshalb wurden Güterzüge im 18 Kilometer von der Grenze entfernten Bahnhof abgefertigt. Vor Abfahrt eines Güterzuges an der Wagengrenzstelle musste sichergestellt werden, dass der Zug ohne Halt passieren und dieser Bahnhof ihn aufnehmen konnte. Unterwegs Halte führten zu einer nochmaligen Kontrolle in diesem Bahnhof, was zu Verspätungen im sonstigen Zugverkehr führte. 

Anfang der 1980er Jahre wurde auf der südlichen Bahnhofseite ein neues Abfertigungsgebäude errichtet. Nach der politischen Wende hielten Fernzüge ab dem 30. September 1990 nicht mehr hier.  Mit dem Ausbau der Strecke im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 2 wurde der Streckenabschnitt im Jahr 1996 elektrifiziert, die Gleisführung auf zwei Durchgangsgleise reduziert und der Bahnhof somit zum Haltepunkt. Im Zuge eines weiteren Streckenausbaus auf eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h wurde 2004/2005 der Bahnübergang direkt westlich des Bahnhofs durch eine Unterführung ersetzt.

Wer mit den Zügen des DDR-Binnenverkehrs hierher reiste, benötigte einen Passierschein oder einen Reisepass für die Weiterreise in die Bundesrepublik. Bahnbedienstete hatten ihre Passierscheine während des Arbeitsaufenthaltes am Bahnhof gegen besondere Ausweise zu tauschen, so dass die Passkontrolleinheit einen Überblick über die anwesenden Personen hatte. Züge hierher wurden bereits schon in vorherigen Bahnhöfen von der Transportpolizei kontrolliert. So wurden auch Reisende in die außerhalb des Grenzsperrbereiches gelegene Stadt über die Gründe einer Reise dorthin befragt. 

Der Bahnhof selbst war in den 1980er Jahren mit fünf Gleisen ausgestattet. Gleis 1 lag dabei am Gebäude der Grenzabfertigung und Mitropa, die Gleise 2 und 3 lagen an einem Mittelbahnsteig, Gleis 4 und ein verkürzter fünfter Bahnsteig lagen am Empfangsgebäude auf der nördlichen Seite, in dem auch das mechanische Stellwerk saß. Ein zweites mechanisches Stellwerk befand sich am Ostende des Bahnhofs. An beiden Seiten des Bahnhofs waren die Gleise von Postenbrücken überspannt, von denen Grenztruppen ein- und ausfahrende Züge beobachteten. Auf dem Mittelbahnsteig befand sich die Aufsicht. 

Das Bahnhofsgelände war bis auf die Gleiseinfahrten eingezäunt und in der Nacht taghell erleuchtet. 

Eine Durchfahrt ohne Halt oder das Folgen eines zweiten Zuges auf einen bereits in Richtung Grenze fahrenden wurde durch technische Schutzeinrichtungen, wie etwa im Schotterbett endende Weichenabzweigungen, unmöglich gemacht. Neben Pass- und Gepäckkontrollen waren scharfe Hunde gegen Flüchtlinge im Einsatz. Zugmeldungen des Bahnpersonals wurden aufgezeichnet und konnten durch die Sicherheitsorgane geprüft und ausgewertet werden. Befanden sich an einem einfahrenden Güterzug Schmierereien, wie etwa Hakenkreuze oder DDR-feindliche Parolen, so wurden diese hier gegebenenfalls entfernt oder überstrichen.

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