Heute geht es in die Reste eines ehemaligen Quarantänelager aus dem zweiten Weltkrieg, oder besser noch gesagt, was davon übrig ist. Wir sind zuerst von einem Gartenverein oder ähnlich ausgegangen, wurden aber bei der Recherche eines Besseren Belehrt. Spätestens ab dem Herbst des Jahres 1944 zogen zusätzlich, zu den Großstadtflüchtlingen, Flüchtlingskarawanen, vor allem aus den zunehmend von der Roten Armee eroberten Regionen Ostpreußen und Pommern kommend, durch das Gebiet des heutigen Landkreises.
In Mecklenburg erhielt das unter deutscher Verwaltung stehende Umsiedleramt von der nun Mecklenburg beherrschenden sowjetischen Militärverwaltung die Zuständigkeit für die Betreuung der Flüchtlinge. Dieses Amt musste vor allem für Unterkunft und Ernährung sorgen. Im Sommer des Jahres 1945 wurde durch das Potsdamer Abkommen das Gebiet östlich von Oder und Neiße wie auch das Sudetenland endgültig Staatsgebiet Polens oder der Tschechoslowakei. Der größte Teil der ehemals deutschen Bevölkerung wurde von dort ab Herbst 1945 in das geschrumpfte und von den alliierten Siegermächten beherrschte Deutschland umgesiedelt. Auch nach Mecklenburg kamen diese nun überwiegend Umsiedler genannten Menschen.
Die Ankömmlinge wurden in eine der 116 Baracken eingewiesen, die in Blockhausstil aus Vollstämmen zusammengefügt waren. In das Innere der etwa sechs mal acht Meter großen (oder kleineren) Häuschen gelangte man durch Holztüren, von denen je eine in die sich gegenüberliegenden Giebelseiten eingepasst war. Die winzigen Fenster - fest eingefügt in die Längsbalken - konnten nicht geöffnet werden. Nicht alle Unterkünfte verfügten von Anbeginn über einen Ofen, dafür aber über umso mehr Ritzen zwischen den Stämmen, über denen im stumpfen Winkel ohne Zwischendecke ein nicht immer regendichtes Dach stülpte. Die Einrichtung der Hütte war - zumindest in den ersten Jahren - mehr als primitiv. Durchgehende Holzpritschen an den Wänden dienten als Schlaf- und Wohnstatt zugleich, manchmal mit Strohschütte, manchmal ohne. Den Eingewiesenen blieb nichts anderes übrig, als es auszuhalten.
Die Zustände waren so dramatisch, dass den Bewohner nachts teilweise die Ratten über die Körper liefen. Es wurden immer wieder mit Güterwaggons und Pferdefuhrwerken neue Ankömmlinge gebracht. In Spitzenzeiten lebten dort rund 4000 Personen. Was aber die Situation noch dramatischer macht war nicht nur der desolate Zustand des Lagers, sondern dass abends auch oft die Russen kamen und sich einfach Frauen aus dem Lager holten…..
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