Ein Spot, den viele von Euch kennen dürften. Mittlerweile ist das Objekt in einem Zustand, das es schon sehr grenzwertig ist, es zu betreten.
Zur Förderung des Fremdenverkehrs gründete sich 1909 die Kurhaus GmbH, die Ort zu einem Luftkurort entwickeln wollte und neben einem Strandhotel auch bis 1910 das nach eigener Aussage gemeinnützige Kurhaus mit 63 Betten, einer geschlossenen Veranda sowie Damen-, Gesellschafts- und Lesezimmern nach Plänen von Paul Korff errichten ließ. Zu jener Zeit gab es Streitigkeiten mit der Stadt, die sich in nicht ausreichender Weise um die Entwicklung und den Unterhalt des Umfelds und der Infrastruktur kümmerte. So wurden Spazierwege nicht gepflegt, der Strand wurde von Anwohnern zur Lagerung von Unrat genutzt, und drei zum Anlegen von Dampfschiffen angeschüttete Erdwälle erschwerten den Wasseraustausch in der Bucht des Sees mit Auswirkungen auf die Wasserqualität.
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort als „Luftkurort“ vermarktet. Das Kurhaus pries seine 45 Zimmer „mit allen neuzeitlichen Einrichtungen“ an, fast alle hatten Balkon oder Loggia. Mit Kriegsausbruch flachte der touristische Boom ab, die Kurhaus GmbH vermietete Zimmer ans Artilleriedepot. Die Pächter wechselten des Öfteren. 1919 wurde das Kurhotel schließlich mit Verlusten an einen neuen Besitzer verkauft. In den 1920er Jahren entwickelte sich der Betrieb zunächst positiv, zumal der Ort ab 1921 mit der städtischen Straßenbahn erreichbar war. Im Februar 1923 verbrachte Kurt Tucholsky mit seiner Geliebten (und späteren Ehefrau) Mary Gerold einige Urlaubstage im Kurhaus.
Friedrich S. besaß Ende der 1920er Jahre neben dem Kurhaus auch das benachbarte Strandhotel sowie das Hotel Central in der Nähe der Innenstadt. Durch die Weltwirtschaftskrise ging der Umsatz jedoch deutlich zurück. 1931 meldete er Konkurs an. Wegen seines schlechten Rufs gestaltete sich der Verkauf des Hauses schwierig. Am 17. Januar 1933 wurde das Haus und das 9452 Quadratmeter große Grundstück zwangsversteigert. Nach der Zwangsversteigerung wurde Max Otto K. neuer Inhaber. Die Stadt warb mit dem Standort „Bad“, obwohl dieser Titel dem Ort offiziell nie verliehen wurde und bei Urlaubern Erwartungen weckte, die nicht erfüllt werden konnten. Das Hotel war unter seiner Führung nur zu etwa 5 % ausgelastet.
1934 plante man, die ständige Stabswache der SA im Gebäude unterzubringen. 1938 kamen sudetendeutsche Flüchtlinge hier unter. Wegen angeblich schlechter Behandlung der Flüchtlinge und Unsauberkeit wurde dem EIgentümer 1939 die Gast- und Schankwirtskonzession entzogen, wodurch es zu einem Rechtsstreit mit der Stadt kam. Nach Beschlagnahme des Hotels durch die deutsche Luftwaffe 1944 kam es zur Umwandlung in ein Lazarett. Nach dem Krieg wurde das Haus als Erholungsheim für ehemalige KZ-Häftlinge genutzt. Die Besitzerfamilie enteignete man zu Beginn der 1950er Jahre. Neben einer Entschädigung wurde der Eigentümerin ein Wohnrecht im Souterrain eingeräumt.
Seit 1956 nutzte dein Sportverein das ehemalige Kurhotel als Klubhaus und als Wohnheim für Sportler der Sektionen Boxen, Leichtathletik, Segeln und Volleyball. 1984 verkaufte es die Stadt an das Lederwarenkombinat, das es als Internats- und Weiterbildungseinrichtung nutzte. Mit Erklärung der Ungültigkeit der Verträge ging das Kurhaus 1990 in den Besitz der Treuhandanstalt, die für eine Neueindeckung des Daches und eine Überholung der elektrischen Leitungen und der Heizungsanlage sorgte.
Weiternutzungspläne verschiedener Investoren scheiterten, unter anderem sollte 2001 eine Internet-Universität entstehen. Mit der Zwangsversteigerung im Oktober 2008 wurde eine Grundstücksgesellschaft Eigentümer des Objekts, die einen Umbau zu einer Gesundheits- und Fortbildungsakademie mit Hotelbetrieb und Gastronomie plante. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude zur Absicherung mit einem Zaun umgeben. Laut Lokalpresse war der September 2010 als Termin für den Beginn von Sanierungsarbeiten vorgesehen. Demnach kam es zu Verzögerungen auf Grund noch laufender Verhandlungen mit einem Investor.
Eine Projektentwicklungs-Gesellschaft, die das Gebäude 2012 erwarb, plante die Schaffung hochwertiger Eigentumswohnungen. Nachdem das Gelände bereits beräumt und die Bauvoranfrage positiv beschieden wurde, gab der Investor im Mai 2013 bekannt, von den Plänen Abstand zu nehmen. Das Kurhotel stand anschließend wieder zum Verkauf, zu einem Preis von 750.000 €.
Konzepte der Stadt sehen vor, den Charakter des Ortes und des östlich benachbarten Stadtteils wieder stärker auf den Tourismus statt auf reine Wohnnutzung auszurichten. So sind für den Ort eine Seebrücke mit Brückengebäude und Gastronomie, ein Platz für Camper, ein Wasserwanderrastplatz und eine Marina angedacht. Daher wird die Entwicklung des ehemaligen Kurhauses besonders hervorgehoben, wobei für dieses auch nichttouristische Nutzungen denkbar seien.
Ab 2018 sollte das frühere Kurhotel saniert werden, im Jahr 2016 wurden entsprechende Pläne von einem Architekturbüro vorgestellt. Auf insgesamt 3000 m² Wohnfläche waren elf Wohnungen im Kurhaus und sieben Wohnungen in zwei Neubauten auf der westlichen Grundstücksseite vorgesehen. Zwei der neuen Eigentümer sprangen ab und der Architekt aus München sucht nach neuen Partnern für die Umsetzung.
Unsere Recherche ergab, dass es wohl einen neuen Investor gibt, der dieses Jahr wohl noch mit der Sanierung und Erweiterung, ähnlich der ursprünglichen Pläne beginnen wollte.
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