Ein Zufallsfund auf unserer letzten Tour. Als wir zu einem unserer Ziele unterwegs waren, fuhren wir schon einmal an dem Objekt vorbei. Man sah, dass es leer stand. Von der Bauweise hier dachten wir an eine alte Schule. Da wir aber unseren Tourplan hatten schenkten wir dem Gebäude zuerst keine Aufmerksamkeit. Als wir mit unserem Tagesplan durchwaren und noch Zeit hatten, schauten wir auf unsere Handys, ob vielleicht im Umfeld noch etwas interessantes ist, was wir noch nicht gelistet hatten. Plötzlich rief jemand, da ist noch ein altes Kinderkrankenhaus, nicht weit von hier. Ok, also ins Auto und hin da. Schon auf dem Hinweg viel uns der Schlagbaum am Haupteingang auf und das parkende Auto davor. Auch die Schilder mit der Videoüberwachung waren deutlich am Zaun angebracht. Wir parkten in einer Seitenstraße etwas abseits und machten uns, samt Ausrüstung zu Fuß auf den Weg um von hinten das Gelände zu erkunden. Das Gelände war so stark mir Brennnesseln und Brombeeren (der Freund jeden Urbexers) eingewachsen, das wir uns nur beschränkt bewegen konnten. Als wir am ersten Haus endlich ankamen, scannten wir das Objekt und das gesamte Umfeld auf Videokameras. Doch wir fanden keine. Am Gebäude mussten wir feststellen, dass alle Türen und Fenster komplett dicht waren. Der Weg zum zweiten Gebäude erwiess sich als äußerst schwierig. Wir mussten über eine große Freifläche, genau im Blickfeld des vorderen Schlagbaums. Wie wir feststellen mussten, saß dort ein Wachmann, der das Gelände im Auge hatte. Also wieder Rückzug. Also Plan „B“ . Wir bekamen von einem sehr guten Freund und Follower von uns einen Text in Landessprache übersetzt, den wir auf kleinen Zetteln mit dabei hatten. Als wir gerade wieder am Auto waren und zum Haupteingang fahren wollten, kamen uns zwei ältere Damen entgegen. Wir sprachen sie mit dem Zettel an und Google half uns bei weiteren Übersetzungen. Sie erzählten uns, dass vorne ein Wachmann sitz. Diesen kannten Sie aber und wir sollen nach vorne fahren, dort treffen wir uns dann gemeinsam. Das hörte sich doch schon mal gut an. Also alles wieder ins Auto, die beiden Ladys machten sich zu Fuß auf den Weg und wir führen zum Haupteingang und warteten dort. Der Wachmann stand am Schlagbaum und beäugte uns misstrauisch. Als die beiden Ladys ankamen sprachen sie mit ihm und wir zeigten ihm noch einmal unseren Zettel. Viel gesprochen hatte er nicht, aber plötzlich nickte er und wir sollten ihm folgen. Somit konnten wir uns ganz in Ruhe schon einmal den Außenaufnahmen widmen. Aber wie mag es drinnen aussehen? Wir fragten ihn, ob es denn die Möglichkeit gäbe auch in die Objekte zu kommen. Er sagte es sei alles abgeschlossen. Na gut, dann versuchen wir doch mal Plan „C“ und holten 200 in Landeswährung raus und gaben sie ihm. Und plötzlich nach einem Lächeln in seinem Gesicht hatte er auch schon die Schlüssel in der Hand. Die ersten Meter ging er noch mit uns zusammen, aber als er dann wohl merkte, dass wir nicht nach ein paar Minuten durch sind, ging er wieder in seine Unterkunft und ließ uns in Ruhe fotografieren. Er gab uns noch den Hinweis, dass die beiden Altbauten im Keller durch einen Tunnel verbunden sind und man auch somit unterirdisch in das andere Gebäude kommt. Welche Freude. Wir hatten genug Zeit uns dort fotografisch auszutoben. Somit waren wir dann doch noch knapp 2 Stunden im alten Krankenhaus und konnten tolle Motive einfangen. Die Recherche zum Objekt erwies sich mal wieder als etwas schwierig, zudem das Objekt ja nun auch in einem anderen Land liegt und wir mit der Sprach so überhaupt nichts zu tun hatten, aber wer fleißig sucht, wird in der Regel dann doch irgendwann belohnt und so war es dann auch.
Laut unserer Recherche soll es das erste Kreiskrankenhaus gewesen sein. Erbaut worden, soll es wohl 1895. Der Ort wurde nicht zufällig ausgewählt – etwa 2 km von der Stadt entfernt, umgeben von Hügeln und Wäldern, in einer wunderschönen Landschaft. Es war auf jeden Fall schön, sich hier zu erholen.
1923 wurde das Krankenhaus modernisiert. Von der 80 m langen Frontfassade mit Blick nach Osten (zum ehemaligen Stadtpark) verschwand das damalige Türmchen und das Gebäude wurde um ein Stockwerk erhöht. Der Beschreibung von 1925 zufolge enthielt das Gebäude folgende Räume:
• im Keller: Küche, Heizraum für Zentralheizung, Bad mit Hydrotherapiegeräten, Waschküche, Bügelraum und verschiedene Hauswirtschaftsräume;
• im Erdgeschoss: Registrierung, Büro für ärztliche Beratung und Labor sowie vor allem der Frauenbereich (Nordflügel für Patienten mit inneren und Geschlechtskrankheiten, Südflügel – Abteilung für Chirurgie und Gynäkologie);
• im ersten Stock: Männerstationen sowie ein Operationssaal, ein Röntgen- und Bestrahlungslabor, Rehabilitationsräume und ein Isolationsraum für Menschen mit Geschlechtskrankheiten;
• im 2. Obergeschoss: Wohnungen für Ärzte und Pfleger,
• im Dachgeschoss: Lagerräume.
Das Krankenhauspersonal bestand aus vier Ärzten (einschließlich des Chefarztes), einer Krankenschwester, die das Röntgengerät bediente, einem Laboranten, Rotkreuzschwestern und Krankenschwestern. Die Zahl der Betten betrug damals 110.Es gab Informationen, dass neben dem Bezirkskrankenhaus ein Entbindungsheim mit einem Krankenhaus für Säuglinge und Kinder gebaut werde. Der Bau sollte am 1. Oktober 1925 abgeschlossen sein, was wahrscheinlich auch der Fall war.
Die beiden oben dargestellten Krankenhausgebäude (Kreiskrankenhaus und Entbindungsheim) sollten nur die Keimzelle des geplanten umfangreichen Krankenhauskomplexes sein. In der Nähe sollten weitere Einrichtungen gebaut werden. Dieser Plan wurde nicht umgesetzt, jedoch wurden in späteren Jahren weitere, das Krankenhaus begleitende Gebäude errichtet. Die im Jahr 2018 im Zusammenhang mit der Ausschreibung zum Verkauf der Anlage erstellte Objektbeschreibung bringt Licht in die Sache. Dieser Studie zufolge wurde 1935 ein Gebäude mit einem Seziersaal, Werkstätten und Lagern sowie einem Sauerstoffgebäude errichtet und um 1935 ein neurologisches Klinikgebäude (später eine Apotheke) errichtet. Es sollte neben dem Krankenhaus ein Garten angelegt werden, der sich von der Leichenhalle und der Leichenhalle im Süden bis zu den Wirtschaftsgebäuden und der Wäscherei im Norden erstreckte. Am westlichen Rand des Gartens sollten riesige Baracken errichtet werden, in denen Patienten mit akuten Infektionskrankheiten (im nördlichen Teil) und Tuberkulosepatienten (im südlichen Teil) stationär untergebracht werden sollten.
In den Jahren 1945-1948 befand sich hier ein russisches Militärkrankenhaus. Nach Umbauarbeiten wurde dann ein Krankenhaus mit 120 geburtshilflichen und gynäkologischen Betten eröffnet. Gleichzeitig wurden in den Krankenhausgebäuden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, bei denen große Räume und das zweite Obergeschoss an die Anforderungen der Hospitalisierung von Infektionskrankheiten angepasst wurden, und das Krankenhaus selbst in drei Abteilungen unterteilt: I – Diphtherie, II – Scharlach , III – andere Infektionen.
Im Herbst 1964 wurde das Konzept umgesetzt, an dieser Stelle ein großes Kinderkrankenhaus zu errichten. Nach Durchführung der notwendigen Renovierungsarbeiten wurde die Kinderstation vom Krankenhaus Nr. 2 hierher verlegt, wodurch sich die Bettenzahl um 100 erhöhte (insgesamt 225, was den höchsten Bestand an verfügbaren Krankenhausbetten darstellte). Es muss jedoch erwähnt werden, dass die Adaption sehr langsam von statten ging. Ursprünglich war geplant, hier ein Anti-Tuberkulose-Krankenhaus anzusiedeln, dann wurde aufgrund des wachsenden Bedarfs beschlossen, hier eine Kinderstation einzurichten. In den bestehenden Räumlichkeiten der Internistenstation wird eine Entbindungsstation eingerichtet, die den überfüllten Platz in der derzeit einzigen Entbindungsstation im Krankenhaus Nr. 1 beseitigen soll. Im Mai 1958 unterstützte die Sanitäts- und Epidemiologische Station der Provinz die Sanierung des Gebäudes zur Unterbringung einer Kinderkrankenstation. Im selben Jahr wurden nach positiven Bescheiden des Bezirksbergamtes (8. August 1958) und des Landesnationalrates (25. September 1958) Dachsanierungen durchgeführt, um das Gebäude vor weiteren Schäden zu schützen. Vier Jahre dauerte es, bis im Januar anno domini 1962 mit einer umfassenden Renovierung und Adaptierung der Räume für die künftige 100-Betten-Kinderstation begonnen wurde. Bis zum Jahresende war die vollständige technische Dokumentation inklusive aller zusätzlich erforderlichen Unterlagen fertiggestellt. Es vergingen noch viele weitere Monate, bis die entsprechenden Kredite aufgenommen wurden. 1.7 Mio. Die Mittel für das Krankenhaus wurden vom Sozialfonds für den Wiederaufbau der Hauptstadt und des Landes beschafft, doch dann begann ein anderes Problem: das Fehlen eines Auftragnehmers.
Die zweimal in der Presse angekündigten Ausschreibungen wurden nicht gelöst. Erst im November 1961 stimmte die Städtische Renovierungs- und Baugesellschaft den Renovierungsarbeiten zu. Die Arbeiten begannen am 13. Januar 1962. Am 2. Februar 1962 wurde ein Team, bestehend aus der Leiterin der Abteilung für Mutterschutz und Kindergesundheit, dem Direktor des Krankenhauses Nr. 3 und der Leiterin der Kinderstation in der Ul. und der Aufsichtsinspektor diskutierten ausführlich die technische Dokumentation (Etage für Etage, Raum für Raum) und nahmen Korrekturen vor, um die modernsten Bedingungen für das zukünftige Kinderkrankenhaus zu schaffen.
Das weitere Schicksal des Krankenhauses wird in der aus dem Jahr 1991 beschrieben: „Die Arbeit folgender Abteilungen wurde neu organisiert oder geändert: Neugeborenen- und Säuglingspathologie, ältere Kinder, Beobachtung und Infektionskrankheiten, Pneumonologie und Allergologie, Intensivmedizin und Neurologie. Die Zahl der Laboruntersuchungen stieg von 127.234 im Jahr 1980 auf 322.334 im Jahr 1988. (...) 1985 wurden 921 Ultraschalluntersuchungen durchgeführt und 1988 - 6.166. In den Jahren 1986-1988 wurden 3.323 EEG-Untersuchungen durchgeführt Bei der Schaffung neuer Niederlassungen und Labors wurde der Grundsatz befolgt, dass die Basis durch Modernisierung erhalten wurde und die Tätigkeit mit Geräten und Apparaten polnischer Produktion begonnen wurde, wobei die Ausrüstung schrittweise durch höherwertige Geräte ergänzt wurde.
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde auf dem Krankenhausgelände ein kleiner unterirdischer Schutzraum in Form eines etwa 1,5 Meter breiten Korridors errichtet, der mehrmals in einem leichten Winkel „durchbrochen“ wurde. Der Unterstand verfügte über zwei mit gasdichten Türen gesicherte Eingänge und eine Kammer mit Filtern, die mit einem Lufteinlass an der Oberfläche verbunden war. Er ist derzeit verwüstet. Südlich der Schutzhütte wurde mit dem Bau eines Krankenhaushotels begonnen. Es wurde im Erdgeschoss in einem offenen Rohbauzustand aufgegeben.
Im Jahr 1990 wurde ein neuer Diagnosepavillon mit Service- und Technikeinrichtungen in Betrieb genommen. Ende der 1990er Jahre wurde nach der Umsetzung eines Sanierungsprogramms die Zahl der Betten zunächst auf 150, dann auf 120 reduziert und viele Kliniken wurden geschlossen. Im Juli 2003 wurde das Krankenhaus in ein renoviertes Gebäude verlegt, wodurch sich die Bettenzahl auf 83 reduziert. Seit diesem Jahr wird das Krankenhaus nicht mehr genutzt. Viele Jahre lang wurden Ausschreibungen zum Verkauf der Anlage ausgeschrieben, jedoch ohne Erfolg. Erst im Jahr 2018 wurde das ehemalige Krankenhaus von einem Unternehmen gekauft.
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