Bereits im Mittelalter gab es hier eine Burg. Die damalige Besitzerfamilie unterhielt eine große Anzahl von Gütern in der Umgebung. Am 20. Oktober 1450 wurde der Besitz verkauft, an den Schwager, der daraufhin durch Herzog Heinrich IV. von M. mit dem Ort und den umliegenden Gütern belehnt wurde. Seitdem lebte die Familie auf der Burg. 1657 ließ der Eigentümer, der als Generalmajor im dreißigjährigen Krieg gedient hatte, auf den Fundamenten der im vergangenen Krieg zerstörten Burg ein neues Herrenhaus nach italienischem Vorbild bauen, welches als das erste Barockbauwerk des Landes galt. Fertiggestellt wurde es 1680. Die Entwürfe stammen von Charles Philipp Dieussart, einem französischen Hugenotten, der über Holland und Hamburg hierher kam.
Ab 1780 war das Herrenhaus im Besitz der herzoglichen Kammer Schwerin und wurde von Friedrich Franz I. als Jagdschloss genutzt, später war es Dominalgut und wurde an die Familie von V. verpachtet. Schon um 1930 stand es mit dem Herrenhaus nicht zum Besten, der Verfall begann. Von 1945 bis 1972 war das Herrenhaus ein Zuhause für viele Flüchtlingsfamilien. Nachdem 1973 die letzen Bewohner auszogen, verfiel es zusehends. 1973 wurde in seinen Mauern der DEFA – Film »die Wahlverwandtschaft« von Goethe gedreht. Das danach leerstehende Schloss wurde geplündert und Mitte der 1980er Jahre brachen das Dach und die Decken herunter. Seit 1993 finden Sicherungsmaßnahmen durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz statt. Der Park ist in Resten erhalten.
Zur Architektur:
Das Herrenhaus ist ein eindrucksvoller, verputzter Backsteinbau mit neun Achsen und zwei rückwärtigen kurzen Flügeln. Vier Geschosse, je ein Haupt- und Mezzaningeschoss (Halbgeschoss), getrennt durch ein kräftiges Gurtgesims und ein hohes Kellergeschoss lassen das Herrenhaus für ungewöhnlich hoch erscheinen. Die Fassade ist dominiert durch einen dreiachsigen Mittelrisalit, abgesetzt an beiden Seiten durch gequaderte Pilaster mit korinthischen Kapitellen. Das Krongesims mit Konsolen und Metopen, die Motive des dreißigjährigen Krieges zeigen, besteht aus gebranntem Ton. Dunkelgrauen Sandstein verwendete man für die Fruchtgirlanden unterhalb der Fenster des Mittelrisalits, sowie für die Fruchtgehänge (Festons) über den drei Ochsenaugen, die als zusätzliche Beleuchtung des Festsaales dienen. Das Portal wiederum ist durch gequaderte Pilaster und einen gesprengten Dreisecksgiebel abgesetzt und nimmt damit die Konzeption des Mittelrisalits auf.
Das Foyer ist durch Blendarkaden und Pilaster gegliedert, oben abgesetzt mit einem Fries aus Triglyphen und Metopen. Einer von zwei Treppenaufgängen führt – vorbei an »Piefkes Stube« – in den gewaltigen Festsaal, der das Haupt- und Mezzaningeschoss vereint und die gesamte Tiefe des Herrenhauses einnimmt. Die Fragmente illusionistischer Architekturmalerei aus dem Jahre 1680 sind im Zuge der Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten weitgehend wieder hergestellt, über den Türen finden sich Madaillons mit arkadischen Landschaftsbildern, 1781 - 84 von J.F. Fechhelm.
Im gesamten Herrenhaus gibt es marmorne Kamine und wertvollen Stuck, allerdings sehr stark beschädigt oder nur noch in Überresten vorhanden. Weitere Aufmerksamkeit gilt den Geheimtreppen und dem in den Mauern verborgenen Lüftungs- oder Heizungssystem, welches in jüngster Zeit systematisch erforscht wird.
Interessant ist auch der Brunnen im Keller, der eine Tiefe von weniger als zwei Metern misst. Da jederzeit Wasser nachläuft, sollte mit der geringen Tiefe vermieden werden, dass das Wasser zu lang steht.
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