Die alte Muninitonsfabrik

Eine Tour der besonderen Art. Es war nicht nur verschneit und Arschkalt, hinzu kam auch, dass einer von uns sich neue Tourstiefel geholt hatte, die er meinte hier einlaufen zu müssen. Solche Blasen und offene Fleischstücke sieht man selten 😊 Aber was tut man nicht alles für sein Hobby. Augen zu und durch. 😊 

Wir beuchten hier eine Anlage von einer Größe von rund 2.200 Hektar. Das man hier nicht alles an einem Tag schafft, war uns klar. Man könnte hier auch mehrere Tage verbringen. Hinzu kommt, dass ein großer Teil des Gebiets immer noch militärischer Sicherheitsbereich ist. Nicht nur von einem 3 Mater hohem Zaun eingefriedet, der oben mit Natodraht gesichert ist, es gibt auch überall Kameras und Infrarot-Sensoren. Also sollte man zumindest nicht zu nah an das Sperrgebiet rangehen. Aus der Ferne sahen wir auf dem Gelände auch Patrouillen laufen. Gerüchteweise heißt es, dort befinde sich eine Spezialeinheit mit einem KFZ-Instandsetzungswerk. Sicher ist nur: hier war bis 1945 das Zentrum der größten Munitionsfabrik des Dritten Reiches. 

Das verwunschene Werksgelände liegt mitten in einem riesigen Waldgebiet. In der Nähe liegt ein verschlafenes Provinzstädtchen mit vielleicht zweitausend Einwohnern. Das nahe gigantische Sprengstoffwerk mit dem Tarnnamen Ulme war Geheime Reichssache. Und so scheint es, ist es bis heute geblieben. Betritt man das Gelände, ist man gefühlt in einer anderen Welt. Den Tag, den wir dort verbracht haben, haben wir keine einzige Menschenseele gesehen. 

Der äußere Bereich mit zwei Kraftwerksruinen und verfallenen Produktionsstätten, die wie Skulpturen aus einer anderen Welt herumstehen, ist zugänglich. Aber nichts erinnert an die explosive Geschichte. 1939 begann der Bau der geheimen Sprengstoffanlage. Geplant waren rund 800 Gebäude. Fertig wurden jedoch nur ca. die Hälfte. Das Fabrikgelände war fast viermal so groß wie die Anlage in Peenemünde. Hier wurde Sprengstoff für Schwere Infanterie, Flugzeugbomben Granatwerfer und auch Zünder für die V1 und V2 hergestellt-.

Auf dem Gelände gab es ebenfalls ein Konzentrationslager. Zwangsarbeiter aus Auschwitz und anderen Lagern wurden hierhergebracht. Viele der Zwangsarbeiter erkrankten an Krebs, was wohl an den Folgen von ständigem Kontakt mit Bleistaub, Salpeter, Schwefelsäure und vielen anderen Chemikalien zusammenhing. Insgesamt sollen hier rund 6000 bis 10000 Arbeitskräfte tätig gewesen sein. 

Bis heute ist vieles noch unklar was hier genau passierte. Wieso wurde das große Werksgelände nie bombardiert, obwohl die Engländer genaue Luftaufnahmen vom Gelände hatten? Warum hat 1945 eine Spezialeinheit der SS das Gelände 5 Tage lang erbittert verteidigt? Wie kam es, dass der damalige stellvertretende Werksleiter nach Argentinien flüchten konnte und später Leiter des Kernforschungszentrums Karlsruhe wurde? Was machten die Sowjets in der Zeit des kalten Krieges mit der Anlage und was geschieht heute noch in dem Sperrgebiet, welches auf höchste gesichert ist?

Wir wissen es nicht. 

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